Winterliche Dekoration
Schilfwedel, Samenstände und vertrocknete Stauden haben ihren eigenen Charme.
Wie schafft es eine Pflanze, die unscheinbar und nicht größer als mein kleiner Finger ist, dass ich Summen, die Kurzurlaub in Paris ermöglicht hätten, für sie bezahlen möchte?
Was für magische Eigenschaften bringen mich dazu in Daunenmantel und gefütterten Handschuhen mit dubiosen Menschen seltene Exemplare wie verbotene Ware tauschen?
Meine Lehrerin hatte gewarnt, dass meine Begeisterungsfähigkeit in eine Leidenschaft übergehen könnte, deren Hunger Verstand und Geld verschlingen würde.
Eine Passion, deren Fangarme mich so innig umschlingen, dass den Arm mit dem rettenden Küchenmesser nicht mehr heben kann.
Wie recht sie haben sollte!
Die Ahnung, dass sich ihre Prophezeihung viele Jahrzehnte später erfüllen sollte, schien sie schon gehabt zu haben, als sie meine jugendlich Ergüsse las:
"Wenn winterliche Stürme uns auf das Sofa bannen, wenn der Schnee eine Decke über die Natur legt, Gewässer und Boden gefroren erstarren, erhebt sich wie ein Wunder als erstes Zeichen des nahenden Frühlings das Schneeglöckchen.
Wie spielende kleine Elfchen, mit weißen Festtagskleidern schweben sie bei uns im Garten über dem Rasen und tanzen im Wind." schrieb ich, nicht ahnend was die Zukunft aus diesen harmlosen Zeilen machen würde.
Hier habe ich Euch sieben wissenswerte Informationen über das Schneeglöckchen zusammengetragen, die jeder Gartenliebhaber wissen sollte.
Aber Vorsicht: Schneeglöckchen haben Suchtpotential!
Schneeglöckchen mögen es im Frühjahr sonnig und im Sommer schattig.
Optimal stehen sie unter einer Laubhecke oder einem Laubbaum, oder im Beet etwas weiter hinten.
Aber wenn man mit dem Mähen etwas wartet, kann man Schneeglöckchen auch sehr hübsch in den Rasen pflanzen.
Die Blätter sollten nicht entfernt werden, damit die Pflanze genug Kraft für das nächste Jahr sammeln kann.
Damit sich aus einzelnen Schneeglöckchen große Horste mit vielen Blüten bilden ist eine Düngung mit Kompost im Herbst sehr nützlich.
Die Pflanze mag humosen Boden.
Größere Horste sollte man nach der Blüte teilen.
Pflanzen vorsichtig mit einer Grabgabel lockern und aus dem Boden heben, am besten mit Gefühl auseinander reisen ins ca. 5 cm große Tuffs und schnell wieder an verschiedenen Stellen eingraben.
So haben die Zwiebeln genug Platz sich weiter zu vermehren.
Am besten verwildert und vermehrt sich das einfache Schneeglöckchen (Galanthus nivealis.)
Kein Wunder, dass das Schneeglöckchen (Galantus, aus dem griechischen, übersetzt ungefähr "Milchblüte") so viele Anhänger hat.
Inzwischen gibt es auch unendlich viele verschiedene Sorten: Blüten mit gelben Köpfchen, Arten mit grünen Sprenkeln auf den weißen langen Blättern.
Sogar Schneeglöckchen, die im Herbst blühen und späte Sorten, die im April noch mit ihren Blüten erfreuen sind inzwischen im Handel erhältlich.
Schneeglöckchenfreunde nennen sich Galantophile
Schneeglöckchenliebhaber tauschen ihre Schätze oder verkaufen rare Sorten teilweise für viel Geld.
Echte Schneeglöckchenexperten pflanzen ihre besonderen Zwiebeln in Körbchen und schneiden die Blüten beim Verblühen ab, um die Sorten rein zu halten.
In unserem Naturgarten kümmern sich die Ameisen um die Vermehrung und Verbreitung der Schneeglöckchen.
Ab und zu werde ich schwach und eine neue Sorte begeistert mich und landet in meinem Einkaufswagen (Dieses Jahr steht eins mit gelben Köpfchen auf meiner Wunschliste!).
Die Herkunft des Winterblühers
Das Schneeglöckchen stammt ursprünglich aus dem Kaukasus, aus Vorderasien und aus Mittel- und Südeuropa.
Bei uns fand es sich wohl erst ab dem 16. Jahrhundert in Klostergärten und dann auch in den Hausgärten. (Erste Erwähnung in Deutschland wohl im Jahr 1588 von Joachim Camerarius (Nürnberg). Die weißen Blütenbänder am Waldrand im Januar sind also verwilderte Gartenbewohner. Deshalb findet man auch oft im Umfeld von Klostern große Schneeglöckchenbestände.
Angeblich mit dem Krimkrieg (1853-1856) brachten englische Soldaten Zwiebeln des Winterblühers Galanthus plicathus nach England, wo begeisterte Züchter durch Kreuzung mit dem heimischen und dem türkischen Schneeglöckchen erstaunliche neue Sorten schufen.
Ein kleines Wunder ist das Schneeglöckchen schon.
Bis heute rätseln Forscher, ob das Schneeglöckchen Biowärme produziert um den Schnee schmelzen zu lassen.
(Es gibt Pflanzen die beachtliche Wärme entstehen lassen können, beim Schneeglöckchen konnte man dieses Phänomen bisher aber nicht sichern).
Auf jedenfall ist bei dem gewöhnlichen Schneeglöckchen aber die ganze Pflanze (auch die Blüten) vollkommen frosthart.
Das Schneeglöckchen, obwohl schwach giftig, ist eine Heilpflanze: Vielleicht kannte man sogar schon in der Antike bei den alten Griechen die Heilwirkung des giftigen Schneeglöckchens.
Galanthamin heißt der Wirkstoff in den kleinen, weißen Winterblühern, der die Symptome einer Demenz vom Alzheimer Typ mildern kann.
Russische Forscher entdeckten den Wirkstoff.
Heutzutage wird er rein synthetisch hergestellt und seit inzwischen fast 20 Jahren bei der im hohen Alter häufigen Alzheimer Demenz eingesetzt.
Immer wieder wird darüber spekuliert, ob auch schon die alten Griechen, die Heilwirkung des Schneeglöckchens kannten.
Möglicherweise wird das Schneeglöckchen auch in der Odyssee als rettende Heilpflanze beschrieben.
Nach einem Sturm strandet Odysseus auf der Insel der Zauberin Kirke.
Ein Teil der Mannschaft erkundet die Insel und wird von der listigen Kirke zum Essen eingeladen.
Kirke aber mischt ein pflanzliches Zaubermittel (böse Kräuter) unter das Essen, das bei Odysseus Mannen zu Vergessen führt (und sie außerdem in Schweine verwandelt).
Der Götterbote Hermes versorgt Odysseus mit einem wirksamen Gegenmittel: Er gibt ihm die Götterpflanze "Moly" .
Kirke lädt auch Odysseus zum Essen ein, da er aber durch die Zauberpflanze Moly geschützt ist, vergisst er seinen Plan nicht.
Der Zaubertrank rettet auch die restliche Mannschaft vor dem Vergessen und aus den Schweinen werden wieder Seefahrer.
Im Orginaltext beschreibt der Dichter Homer wohl botanisch exakt die rettende Zauberpflanze: «Also sprach Hermeias und gab mir die heilsame Pflanze, die er dem Boden entriss, und zeigte mir ihre Natur an:
Ihre Wurzel war schwarz und milchweiss blühte die Blume; Moly wird sie genannt von den Göttern.» («Odyssee» X, 302-304).
Vielleicht entspricht die Zauberpflanze Moly aber doch eher dem Schwarzlauch. Denn so richtig schwarz ist die Schneeglöckchenzwiebel ja nicht.
(Und Alliumarten, wie auch der Knoblauch, helfen ja bekanntlich nicht nur gegen Arterienverkalkung, sondern im Volksglauben auch gegen Verzauberung und nicht zuletzt wie meine Kinder mir an Halloween erklärt haben auf jeden Fall gegen Vampire...)
Wie auch immer: Das Schneeglöckchen bleibt ein bezaubernder Bote des nahenden Frühlings.
Und an trüben Wintertagen, wie heute, lockt mich die Hoffnung das zarte, anmutige Elfchen im Garten tanzen zu sehen hoch von meiner Couch und raus in den Garten.
So, ich geh dann mal raus, an die frische Luft, schauen, ob schon was zu sehen ist! Wenn das nicht gut für das Immunsystem ist?
Ich freue mich sehr über Eure Kommentare und Rückmeldungen, Anregungen neue Ideen!
Herzliche Grüße
Eure Marion
24.12.2021 Bettina
Das ist ja zauberhaft😃
Antwort:
Liebe Bettina, herzlichen Dank und weihnachtliche Grüße! Marion
28.01.2022 Susanna von einfach-garten-blog.de
Liebe Marion,
dein Porträt über die Schneeglöckchen ist wunderschön! Ich habe bisher nur G. nivalis und G. elwesii, beide wohl die Art. Aber ein herbstblühendes Schneeglöckchen steht auf meiner Wunschliste. Wenn ich höre, dass du bei neuen Sorten schwach wirst, bekomme ich richtig Lust, mal eine Sammlerbörse zu besuchen. Nur mal gucken ... wirklich, ... nur gucken ...!
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende, liebe Grüße,
Susanna
Antwort:
Liebe Susanna,
vielen Dank! Die herbstblühenden Schneeglöckchen finde ich auch spannend. Auf meiner geheimen Wunschliste steht G. reginae olgae, das von Oktober bis Januar blüht und damit Blüten in die dunkle Winterzeit bringt! Eine Sammlerbörse klingt toll, nur dort würde ich ganz bestimmt nicht nur mal gucken.. Sei herzlich gegrüßt Marion
03.02.2022 Traudi von Drosselgarten kreativ
Liebe Marion,
ich liebe das Schneeglöckchen und ja, ich gehe auch immer hinaus in den Garten und gucke, ob etwas weißes aus der Erde blitzt. Was soll Dir sagen, ich entdeckte unter den Kletterrosen in vielen Buchenblättern kleine Schneeglöckchenblüten. Herrlich! Dein Bericht über das Schneeglöckchen ist wunderbar und vieles wußte ich von diesem großartigen Geschöpf nicht. Es gibt sooo viele Sorten. Sehr schön finde ich die gefüllte Sorte. Danke für die Erklärung. und die schönen Fotos.
Herzliche Grüße von Traudi.♥ aus dem Drosselgarten
Antwort:
Liebe Traudi, herzlichen Dank! Bei Dir leuchten mir ja schon auf Deiner Starseite sofort die Schneeglöckchen entgegen, mit einer ganz zaubehaften Bastelidee zusammen. Genieße die winterlichen Sonnenstrahlen. Liebe Grüße Marion
11.03.2023 Susanna
Hallo Marion,
wer könnte sie nicht lieben, diese zauberhaften Boten des Vorfrühlings? Das ist ein interessanter Artikel mit wunderschönen Fotos! Ich finde es immer wieder spannend, wie unterschiedlich wir an die Themen herangehen und wie vielfältig die Beiträge sind. Einfach eine Bereicherung!
Liebe Grüße
Susanna
Selbstverständlich passe ich auf Deine Daten genau so sorgfältig wie auf meine Pflänzchen auf.
Ich gebe sie auch nicht weiter, versprochen!
Pflanzenportraits, Pflegetips, Bastelideen, Gartenrezepte, Deko-Ideen
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