Winterliche Dekoration
Schilfwedel, Samenstände und vertrocknete Stauden haben ihren eigenen Charme.
Wir haben uns in letzter Zeit ganz schön in das Thema Naturgarten eingelesen, hauptsächlich für unsere Naturgarten-Zertifizierung.
Und erst hierbei ist mir klar geworden, wie massiv das Thema Artensterben aktuell das pochendes Lebensnetzwerk (in dem wir alle leben) verändert.
(Alle Fotos in diesem Blogpost wurden mit der künstlichen Intelligenz DALL-E 2 erstellt, siehe Unten).
Zur Person:
Martin Gorke hat Biologie und Philosophie studiert und hat aktuell in Greifswald eine Professur für Umweltethik inne. Forschungsschwerpunkte sind unter anderem holistische Umweltethik, Naturschutzbegründungen, Arten- & Wildnisschutz, Zielkonflikte im Naturschutz, Theorie und Geschichte der Ökologie und Naturphilosophie.
Acht Jahre arbeitete Prof. Gorke als Naturschutzwart mitten im Wattenmeer auf der Vogelhallig Norderoog. Später nahm Prof. Gorke als Gebietsbetreuer im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin am Projekt "Biodiversitäts-Exploratorien" der Deutschen Forschungsgemeinschaft teil.
Sehr geehrter Herr Prof. Gorke,
ich freue mich, dass Sie heute hier in unseren Naturgarten gekommen sind, und sich die Zeit nehmen meine Fragen zum Artensterben zu beantworten.
In meiner Jugendzeit konnte man in lauen Julinächten hier im Norden ein ganz besonderes Spektakel genießen: Glühwürmchen.
Auf dem Rückweg vom Strand durch die Salzwiesen tauchte man in eine märchenhafte Welt ein. Auf den im Meereswind wehenden Grashalmen der weiten Salzwiesen fanden sich lauter kleine Leuchtpünktchen.
Und in der milden Abendluft tanzten um uns herum, geheimnisvoll glitzernd, die männlichen Käferchen vor dem sternbedeckten Nachthimmel.
Damals vor 23 Jahren, 1999, als wir unbeschwert die Glühwürmchen beobachteten, haben Sie bereits ihr Buch "Artensterben" geschrieben.
Seit mehreren Jahren sind keine Glühwürmchen mehr in den sommerlichen Salzwiesen zu sehen. Das Thema Artenschutz ist auch heute hochaktuell.
Was hatte Sie bereits 1999 dazu geführt, ein Buch über das Artensterben zu schreiben?-
"Nahezu lautlos, doch um nichts weniger real, findet derzeit ein Prozess der Lebensvernichtung statt, wie er in der Geschichte der Menschheit ohne Beispiel ist." liest sich der erste Satz ihres Buches. Die Rote Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN), die im Sommer 2022 veröffentlicht wurde, gibt an, dass 28% der ungefähr 147000 erfassten Arten vom Aussterben bedroht sind. Ich habe in meinem Bekanntenkreis herumgefragt: Insektensterben haben die meisten schon gehört. Auch die rote Liste ist bekannt. Aber dass der Verlust der Biodiversität so gravierend ist, dass in einer unvorhersehbaren Kettenreaktion auch unsere Nahrungskette in Gefahr geraten könnte, ist wenig bekannt.
Warum wissen so wenige Menschen von der Katastrophe des aktuellen Artensterbens oder warum ignorieren wir Menschen das Problem, obwohl diese Ignoranz für das Fortbestehen der Menschheit möglicherweise gefährlich ist?
Vor ungefähr 66 Millionen Jahren starben die Dinosaurier und mit ihnen verschwanden 75 % aller damals lebenden Tiere und Pflanzen für immer von der Erde. Die Ursache damals war ein mindestens 10 Kilometer großer Asteroid, der auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan einschlug, (oder/und ausgeprägter Vulkanismus aus einer Vulkangruppe, die heute zu Indien gehört.) Welche Faktoren bedingen das heutige Artensterben? Was ist denn der heutige Asteroid?
Aktuell versuchen Forscher die weißen Nashörner mit in-vitro-Fertilisation und "Leihmüttern" in Form von Nashörnerweibchen anderer Rassen vom Aussterben zu bewahren. Auch mit der Genschere (CRISPR/Cas9) werden in Zukunft relativ einfach und erschwinglich Eingriffe in das Erbgut von fast jedem Organismus möglich sein. Müssen wir uns keine Sorgen machen, können wir weitermachen wie bisher? Können wir uns darauf verlassen, dass die Wissenschaft eine einfache Lösung für das Artensterben findet und das Problem löst? Was antworten sie Menschen, die davon ausgehen, dass die Wissenschaft das schon alles irgendwie hinkriegt?
Das Klima auf der Erde verändert sich, was in den letzten Jahren immer deutlicher wird. Steigender Meeresspiegel, sintflutartige Überschwemmungen, Hitzewellen auf verschiedenen Kontinenten, Massenmigration von Menschen und eben auch der eklatante Verlust an Biodiversität sind als Auswirkung zu nennen. Inwieweit wird der Klimawandel das Artensterben weiter beeinflussen oder verschlimmern?
Offenbar haben Wissenschaftler und Aktivisten jahrzehntelang versucht, uns mit Vorhersagen und Statistiken zu überzeugen - aber irgendwie ändern sie nichts an unserem Verhalten. Die meisten von uns verstehen auf intellektueller Ebene, worum es geht, aber das scheint nicht auszureichen. In wieweit müssen wir umdenken? Sie sind Begründer der holistischen (ganzheitlichen) Naturethik. Hier wird nicht nur dem Menschen ein Eigenwert zugeschrieben, sondern auch Tieren, Pflanzen und sogar gesamten Ökosystemen (und damit auch der unbelebten Natur). Wie kommen sie auf diese Überlegung? Wie lässt sich dieser Ansatz begründen?
Es gibt eine "geheime Verbindung, die unseren Geist mit der Natur verbindet", sagte Professor Friedrich Schelling bereits 1797 in Jena zu seinen Studenten. Er gilt als Hauptbegründer der spekulativen Naturphilosophie. Seine Idee, dass das Selbst und die Natur identisch sind, war damals so einfach wie radikal. Vielleicht vergessen wir heute zu oft, dass wir Teil der Natur sind - körperlich gesehen, aber auch emotional und psychisch - diese Einsicht fehlt teilweise in unseren aktuellen Umweltdebatten. Sollte diese Philosophie der Einheit eine Grundlage bieten, auf der der Kampf für unsere Umwelt und unser Überleben verankert werden kann?
Welche positiven Veränderungen konnten Sie in den letzten Jahren beobachten?
Was können wir, jeder einzelne tun, um das Artensterben zu reduzieren? Inwieweit hilft es, den eigenen Garten als einen Naturgarten zu pflegen?
Haben Sie Angst vor der Zukunft? Haben Sie die Hoffnung, dass die Sicht der holistischen Naturethik sich durchsetzen wird, für unsere Enkel eine selbstverständliche Sichtweise darstellen wird und eine Richtschnur ihres Handelns?
Sehr geehrter Herr Professor, ich bedanke mich für das Interview!
Übrigens, wer Glühwürmchen in den eigenen Garten locken möchte sollte unbedingt die interessante Seite des NABU Odenwald zu den Glühwürmchen besuchen.
www.nabu-odenwaldkreis.de/informatives/artenportraits/glühwürmchen/
Glühwürmchen, besonders die Weibchen, lieben aufgeschichtete Asthaufen, und Trockenmauern.
Die Larven können von dort auf Schneckenjagd gehen. Sie benötigen magere Wiesenfläche, die nur Ende Mai und im August mit der Sense gemäht werden. Schneckengift ist tabu, weil die Larven der Leuchtkäfer sich von Schnecken ernähren. Wenig künstliche Beleuchtung im Garten ist wichtig für Glühwürmchen und viele andere nachtaktive Tiere. Zur Leuchtzeit im Juni und Juli sollte die Wiese nicht gemäht werden. Die Larven der Glühwürmchen benötigen ein gewisses Maß an Feuchtigkeit.
Vielleicht kann ich ja mit meinen Enkeln einmal Glühwürmchen in unserem Garten bewundern und mich über die selbstverständliche holistische Sicht meiner Enkel auf die Natur freuen.
Ich freue mich über Rückmeldungen und Kommentare zu diesem Thema!
Herzliche Grüße
Eure Marion
Schilfwedel, Samenstände und vertrocknete Stauden haben ihren eigenen Charme.
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